Dushan-Wegner

31.12.2022

Bist du ein NPC? (Wenn nein, dann erst recht, sagt Musk.)

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Bild: DW via Stable Diffusion
Ein »Non Player Character« ist ein virtuelles Wesen, dessen Verhalten einprogrammiert ist – und dessen Sinn darin besteht, vorgegebene Phrasen aufzusagen. Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr: Sei kein NPC!
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Ein »NPC«, also ein »Non Player Character«, ist eine simulierte Person in einem Computerspiel. (Siehe auch Essay vom 15.10.2018.)

Ein NPC spult immer wieder dieselben paar Sprüche ab. Der NPC denkt nicht selbst. Er simuliert Denken bloß. Er sagt immer wieder dieselben programmierten Sprüche auf.

Und manchmal vergleicht man das Verhalten eines Menschen mit einem »Non Player Character«.

Eine winzige Chance

Elon Musk hat aktuell getweetet:

If you don’t think there’s at least a tiny chance you’re an NPC … you’re an NPC (@elonmusk, 31.10.2022)

Das bedeutet auf Deutsch etwa:

Wenn du nicht glaubst, dass zumindest eine winzige Chance besteht, dass du ein NPC bist … dann bist du ein NPC (@elonmusk, 31.10.2022; übersetzt)

Nun, NPC zu sein ist keine angeborene Eigenschaft. Ein Mensch kann in NPC-artiges Verhalten hineinrutschen – doch er kann sich auch entscheiden, eben kein NPC zu sein.

Natürlich liegt es nahe, empört zu versichern: »Nein, ich bin kein programmierter Charakter!«

Jedoch, was rechtfertigt eine solche Verneinung, außer dass es sich nicht gut anfühlt, durch die Beschreibung als »NPC« in seiner emotionalen Faulheit entlarvt zu werden?

Die Prüfung

Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst, so sagen wir hier. Insofern gefällt mir die provokante Aufforderung von Elon Musk sehr: Ein jeder Mensch weist »programmierte« Denk- und Verhaltensmuster auf – es geht ja nicht ohne!

Ob man das Auto fährt oder im Job täglich Kundenanfragen beantwortet, ob man Geräte installiert, bürokratische Vorgänge bearbeitet oder Menschen zu heilen versucht – es wäre denkbar ineffizient, wenn wir unentwegt »das Rad neu erfinden« wollten.

Das Gefährliche an wiederholten Denkmustern rührt von ihrer Nützlichkeit her; weil es sich bewährt hat, könnten wir die Angewohnheit schleifen lassen, unser Denken fortwährend zu überprüfen.

Wie also können wir prüfen, ob wir die Eigenschaften eines Non Player Characters angenommen haben?

Nun, prüfen wir, was ein »programmiertes Wesen« tut – und tun wir es anders!

Was will ich, was tue ich?

Ich frage mich, regelmäßig: Ist das, was ich gerade tue, wirklich das, was ich mit meinem Leben anstellen will? Heute kann ich die Frage bejahen (doch es war nicht immer so).

In seiner berühmten Stanford Commencement Address (siehe YouTube) erklärte Steve Jobs, dass er sich regelmäßig prüft: »Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich mit dem zufrieden sein, was ich heute zu tun plane?« (nach Transkript bei stanford.edu)

Und wenn die Antwort zu viele Tage in Folge »Nein« war, wusste er, dass er etwas ändern musste.

Ein jeder Mensch hat nur genau ein Leben. Und wenn ich kein NPC sein will, muss ich zuerst selbst entscheiden, wie ich jeden Tag investiere.

Weder die Schwätzer in den Redaktionen des Propagandastaates noch mein besserwisserischer Nachbar können, sollen oder dürfen entscheiden, was ich als wertvoll zu betrachten habe.

Wie ich aber entscheide, das hat mit meinen Zielen zu tun – und wie ich an diese gelange, das ist wichtig für die Frage, ob ich (wie) ein NPC bin.

Zielsetzung

Ein tatsächlicher NPC hat keinen Begriff von Glück. Ich fürchte die NPC-Denkweise, auch weil ich nicht weiß, wie man mit einer NPC-Denkweise wirklich so etwas wie Glück finden kann.

Die Philosophen und Weisen aller Zeiten sind sich weitgehend einig: Glück lässt sich darin finden, dass der Mensch sich für eine Sache engagiert, die er als gut empfindet – und die größer ist als er selbst. Wichtig ist dabei, dass ich selbst gewählt habe, wofür ich mich engagiere.

Jeder Mensch will »erfolgreich« sein, nehme ich an. Erfolg und Glück sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. Mancher Mensch sucht unternehmerischen, beruflichen oder sozialen Erfolg, mit der im- oder expliziten Annahme, dadurch Glück zu finden. Für andere Menschen ist Glück der Erfolg, und also suchen sie direktere Wege zum Glück, wie geordnete Strukturen und Sinnhaftigkeit.

Doch wenn ich nicht selbst herausfinde und beschließe, was meine Ziele sind, wird es jemand anderes für mich tun – wird mich »programmieren«.

Auch der NPC ist auf seine Weise »erfolgreich« – erfolgreich darin, seinem Programm zu folgen.

»Irgendwem musst du dienen, mein Sohn«, so übersetzte und zitierte ich Bob Dylan im Essay vom 2.3.2018, und es ist wahr, dass der Mensch etwas oder jemandem wird dienen müssen. Die Frage ist also, wem ich zu dienen beschließe – der »Programmierung« der Propaganda, die mich als NPC steuern will – oder meinen eigenen Zielen.

Denke selbst

Ein Non Player Character weiß wenig über die Welt, und nichts, was über seine Programmierung hinaus geht.

Will ich kein NPC sein, muss ich täglich meine Wissensbasis erweitern. Wissen über Fakten, die sie nicht im Mainstream-Medien berichten. Wissen über Deutungsmöglichkeiten, die plausibler sind als die offiziellen Deutungen, aber »unerwünscht« (»Verschwörungstheorien«). Und, besonders wichtig: Wissen über bessere, bewährtere Denkweisen (»Weisheit«).

Das TV-Programm ist für mich wörtlich genau das: ein Programm, das seine Zuschauer programmiert.

»Programmiere dich, oder werde programmiert«, so schrieb ich am 23.05.2021.

Da ich kein NPC sein will, führt kein Weg daran vorbei, dass ich (noch) mehr lese, dass ich mir (noch) mehr eingestehe, und dass ich jeden Tag mehr emotionalen Mut aufbringe, als ein NPC es für gewöhnlich tut.

Mit eigener Recherche kannst du falsch liegen, und also prüfst du es und korrigierst dich immer wieder – mit Mainstream-Medien liegst du aber garantiert falsch, und hältst es doch für die absolute Wahrheit.

Bis man es versucht

Dies ist mein Essay Nr. 1.565 – und der letzte im Jahr 2022.

Einige von uns – ich auch – überlegen, ob und welche Selbstverbesserungen wir im neuen Jahr vornehmen. Sicher, es wäre gut, etwas mehr auf seine Gesundheit zu achten, und so weiter.

Ich persönlich will aber weiter darauf achten, weniger NPC zu sein. Ich will prüfen und suchen, wo ich unbemerkt und also gegen meinen Willen »programmiert« wurde, und will nach bestem Können solche Programmierung loslassen. Ich will auch meine Ziele selbst setzen, meine Wichtigkeiten und relevanten Strukturen selbst bestimmen.

Selbst zu denken und selbst seine eignen Wichtigkeiten zu treffen, das mag selbstverständlich und einfach klingen – bis man es tatsächlich versucht.

Ja, natürlich wünsche ich Ihnen und mir Gesundheit und Erfolg im neuen Jahr, ob zu Neujahr oder ab jedem anderen Tag des Jahres.

Ich wünsche uns heute ganz besonders den Mut, die Kraft und die Ausdauer, selbst zu denken, seinen eigenen Weg zu gehen, und selbst zu bestimmen, was einem wichtig ist.

Du suchst nach einem Vorsatz fürs neue Jahr? Sei kein NPC! (Einiges weitere Gute ergibt sich ab da von selbst.)

Weiterschreiben, Wegner!

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